Gesundheit

Gewöhnung an Alkohol

Was bedeutet es, wenn du die Wirkung von Alkohol nicht mehr spürst? Dann hat sich dein Körper an Alkohol gewöhnt. Warum das ungesund ist, erfährst du bei uns.

Anna zieht freitagabends mit Freund*innen durch die Clubs der Stadt. Sie trinkt normalerweise nicht so viel, da ihr von Alkohol schnell übel wird. Heute soll das jedoch anders sein. Ihr Freund Finn ermutigt sie, mehr zu trinken. Er sagt: „Nur so wirst du Alkohol auf Dauer besser vertragen können. ein paar Cocktails werden dir schon bald nichts mehr ausmachen! So wie bei mir!“ Doch stimmt das? Wenn Alkohol seine Wirkung zu verlieren scheint, verschwinden dann auch die Gefahren und Risiken?

Der Gewöhnungseffekt täuscht

Manche Menschen können viel Alkohol zu sich nehmen, ohne erkennbar betrunken zu werden. Dazu gehört auch Finn. Doch „trinkfest“ zu sein, hat keine Vorteile. Denn nur, weil eine Person nüchtern aussieht und sich „normal” verhält, heißt das nicht, dass Alkohol plötzlich gefahrlos konsumiert werden kann.

Ganz im Gegenteil: Je mehr Alkohol du trinkst, desto größer ist das Risiko, dass sich dein Körper an die Zufuhr von Bier, Wein oder Sekt gewöhnt – und das bringt viele Probleme mit sich.

Nicht nur das Trinkverhalten ist davon betroffen. Auch biologisch hat die Gewöhnung an Alkohol viele Nachteile. Fakt ist: Wenn Finn fünfmal mehr trinkt als Anna, hat er auch fünfmal mehr Alkohol im Blut und die fünffache Dosis Zellgift im Körper.

Das Risiko ist so deutlich höher, dass Leber, Lunge oder andere Organe dauerhaft geschädigt werden. Da spielt es keine Rolle, ob Finn ruhig auf seinem Platz sitzt, oder lallend fremde Menschen belästigt.

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Gewohnheit oder Abhängigkeit? Ein schmaler Grat

Wer regelmäßig Alkohol trinkt, neigt möglicherweise dazu, auch immer größere Mengen zu trinken. Meist passiert das unbewusst. Das kennt auch Finn. Vor einigen Monaten hat er nach zwei Bier Anzeichen des Alkohols verspürt, heute trinkt er vier Bier und scheint immer noch kaum etwas zu bemerken. Dieser Effekt wird als Toleranz bezeichnet.

Finns Körper hat sich an den hohen Alkoholkonsum gewöhnt. Das macht ihn stolz, denn er "verträgt" jetzt viel mehr als seine Freund*innen. Doch in Wahrheit ist das ein gefährliches Warnsignal. Denn wenn der Körper sich an Alkohol gewöhnt, steigt nicht nur die Alkoholtoleranz, sondern auch die Wahrscheinlichkeit, alkoholabhängig zu werden.

BZgA-Infotelefon

Suchst du Unterstützung und möchtest mit jemandem über Alkoholkonsum reden? Beim BZgA-Infotelefon zur Suchtvorbeugung kannst du mit Expert*innen sprechen – auch anonym.

Telefonnummer: (02 21) 89 20 31
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Montag bis Donnerstag: von 10 bis 22 Uhr
Freitag bis Sonntag: 10 bis 18 Uhr

Trügerische Glücksgefühle im Kopf

Dein Gehirn selbst produziert die Botenstoffe Dopamin und Serotonin, auch bekannt als die sogenannten Glückshormone. Diese werden z. B. ausgeschüttet, wenn du Sport treibst, beim Knutschen oder anderen für dich positiven Erlebnissen. Außerdem produziert dein Gehirn sogenannte Gamma Aminobuttersäuren (GABA), die dafür sorgen, dass du dich entspannt fühlst.

Wenn du Alkohol konsumierst, werden Dopamin, Serotonin und auch der Botenstoff GABA vermehrt ausgeschüttet. Deswegen fühlst du dich erst mal so gut und entspannt, wenn du trinkst. Aber: Je mehr und öfter du trinkst, desto mehr dieser Stoffe wirken in deinen Körper. Dein Gehirn „gewöhnt“ sich nun an den Überschuss der Botenstoffe und produziert selbst weniger davon. Du brauchst mit der Zeit also immer mehr Alkohol, um die Produktion von Dopamin und Serotonin anzukurbeln – um dich gut zu fühlen. Dadurch steigt deine Alkoholtoleranz und du wirst erst nach dem Konsumieren von großen Mengen Alkohol spürbar betrunken.

Wenn du dann auf Alkohol verzichtest, schüttet dein Gehirn viel weniger Serotonin und Dopamin aus. Du fühlst dich häufiger schlecht, bist gereizt und hast schlechte Laune. Und trinkst dann womöglich wieder, um dich gut zu fühlen. Und so kann schließlich eine Alkoholabhängigkeit entstehen.

Mehr zu diesen Prozessen und den Gefahren dahinter erfährst du im Video von www.drugcom.de:

  • Wie entsteht Sucht im Gehirn?

    5:35

Abgewöhnung ist angesagt

Wahrscheinlich kennst du es von anderen deiner Gewohnheiten: Haben sie sich erst einmal eingeschlichen, ist es wirklich schwer, sie wieder loszuwerden. Das ist bei der Gewöhnung an Alkohol nicht anders.

Umso besser ist es also, wenn du gar nicht erst regelmäßig zu Alkohol greifst. Diesem guten Vorsatz folgen eh immer mehr Jugendliche: In einer aktuellen Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärug (BzgA) gaben 8,7 % der 12- bis 17-Jährigen an, regelmäßig Alkohol zu trinken. Dieser Prozentsatz sinkt seit fast 20 Jahren kontinuierlich, denn 2004 waren es zum Beispiel noch rund 21 %. Diesem Trend kannst du also ruhigen Gewissens folgen und damit vor allem dir selbst etwas Gutes tun.

  • Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V.  (2013): Alkoholabhängigkeit, [online]
  • Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V.  (2017): Alkohol und gesundheitliche Risiken (PDF), [online]
  • Andreas Häckel (2017): „Trinkfestigkeit“ als Risikofaktor für Alkoholismus wird epigenetisch beeinflusst, [online]
  • Nadja Podberger (2020): Alkohol verändert Zellzwischenräume im Gehirn, in: Wissenschaft.de [online]
  • Susanne Rösner  (2006): Meta-Analyse zur Wirksamkeit von Acamprosat und Naltrexon in der Entwöhnungsbehandlung alkoholabhängiger Patienten, [online]