Familie & Beziehungen

Wenn Eltern trinken

Deine Eltern trinken und du fragst dich, wie du damit umgehen sollst? Erfahre, was du tun kannst - auch für dich selbst

Dein Vater trinkt jeden Abend 1-2 Gläser Bier oder deine Mutter gönnt sich jeden Tag zum Abendessen ein Glas Wein. Das erscheint dir normal und du fragst dich jetzt vielleicht „Ist das denn so schlimm?“ Sie wirken schließlich nicht abhängig und meistern ihren Alltag... 

Ein Gläschen in Ehren... ?

Wenn in Familien regelmäßig Alkohol getrunken wird, dann ist das nicht ungewöhnlich, schließlich ist das Trinken in Maßen gesellschaftlich akzeptiert.  Doch wie Eltern mit Alkohol umgehen, beeinflusst ihre Kinder, wenn auch nicht unbedingt bewusst – das bestätigen Studien. 

Jugendliche, die sich über ihre Eltern leicht Alkohol beschaffen können, gibt es viele: Einer Studie zufolge trifft das auf zwei Drittel aller Jugendlichen zu. Und genau diese Jugendlichen trinken auch deutlich häufiger und mehr Alkohol als andere.  

Ganz unbewusst könnten also Eltern ihre Kinder zum Trinken verleiten – obwohl für Jugendliche jeder Alkoholkonsum ungesund ist. 

Haben meine Eltern ein Alkoholproblem?

Was aber, wenn ein Elternteil oder beide regelmäßig betrunken sind? Wenn sie beispielsweise so viel trinken, dass sie die Kontrolle verlieren odernicht mehr ansprechbar sind. Oder du bemerkst, dass sich die leeren Weinflaschen bei euch neben dem Küchenschrank stapeln?

Dann machst du dir bestimmt Sorgen und überlegst, was du tun kannst, um zu helfen.  Für den Fall, dass du dir nicht sicher bist, ob deine Eltern ein Alkoholproblem haben, gibt es einige Fragen, die du dir stellen kannst.  

Lass dir helfen

Wichtig ist aber vor allem, dass du dir Hilfe suchst. Dazu kannst du zum Beispiel Folgendes tun:  

  • Wende dich an eine Suchtberatungsstelle. Dort besprecht ihr zusammen, wie du vorgehen kannst. Die Menschen, die dich dort beraten, unterstehen der Schweigepflicht und erzählen nichts weiter.
  • Sprich mit einer Vertrauensperson – zum Beispiel eine*n Freund*in der Familie, die deine Eltern gut kennt, ein Großelternteil oder eine*n Freund*in.

Tipps von Außenstehenden können eine wertvolle Hilfe in deiner Situation sein, damit du mit deinen Sorgen und Fragen nicht allein bleibst. 

Helfen ist schwierig

Wenn du das Gespräch mit deinen Eltern suchst, sind Fingerspitzengefühl und Ich-Botschaften wichtig. Stelle dich darauf ein, dass es nicht leicht wird. Es kann passieren, dass sie dir nicht zuhören wollen oder aggressiv reagieren. Wenn du deinen Eltern nicht helfen kannst, dann ist das frustrierend und enttäuschend.  

Mach dir auch bewusst, dass Alkoholabhängigkeit eine Krankheit ist: Deine Eltern können nicht anders. Und du bist nicht allein. In Deutschland wachsen 2,6 Millionen Kinder mit mindestens einem suchtkranken Elternteil auf. Das bedeutet, dass diese Elternteile z.B. so viel Alkohol konsumieren, dass sie gesundheitliche Schäden davontragen.  

Hilfen im Netz

Gemeinschaftliches Online-Beratungsportal für Kinder und Jugendliche psychisch kranker und suchtbelasteter Eltern von Kidkit
und NACOA.

Deine Bedürfnisse sind wichtig

Achte darauf, dass es dir gut geht. Wenn Angehörige von suchtkranken Menschen ihre Bedürfnisse aus den Augen verlieren, können sie co-abhängig werden. Das bedeutet, dass sie sich von der Alkohol-Erkrankung von der ihnen nahestehenden Person beeinflussen lassen. Sie wissen über das Alkoholsucht Bescheid und

  • übernehmen Aufgaben, die der/die Suchterkrankte nicht mehr selbst erledigen kann
  • helfen dabei, die Sucht zu verstecken
  • entwickeln andere Verhaltensmuster, die ihnen selbst schaden.

Wenn du merkst, dass dich deine familiäre Situation in diese Richtung drängt, ist es also auch wichtig, dass du dir Hilfe suchst. Falls du Unterstützung brauchst, Fragen hast, dich um andere sorgst (oder auch, wenn du selbst ein Problem hast), berät dich das BZgA-Infotelefon zur Suchtvorbeugung – auch anonym:  

BZgA-Infotelefon

Suchst du Unterstützung und möchtest mit jemandem über Alkoholkonsum reden? Beim BZgA-Infotelefon zur Suchtvorbeugung kannst du mit Expert*innen sprechen – auch anonym.

Telefonnummer: (02 21) 89 20 31
Preis: Preis deines Telefonanbieters für Gespräche in das deutsche Festnetz

Montag bis Donnerstag: von 10 bis 22 Uhr
Freitag bis Sonntag: 10 bis 18 Uhr

  • Robert Koch Institut (2016): Entwicklung von bundesweit aussagekräftigen Kennziffern zu alkoholbelasteten Familien,[online]  

  • Suchert, V., Hanewinkel, R., & Morgenstern, M. (2014). Wahrgenommene Verfügbarkeit und Alkoholkonsum Jugendlicher im Längsschnitt (PDF). Sucht 60(5), 279-287, [online]