Freundschaft

Warum ein "Nein" zu Alkohol oft schwerfällt

Beim Thema Alkohol spielt Gruppendruck oder "Peer Pressure" oft eine größere Rolle, als du vielleicht glaubst. Wir verraten dir, wie du darauf reagieren kannst.

„Trink doch noch einen mit!“, „Wie, du machst schon schlapp?“, „Du verträgst ja gar nichts“. So oder so ähnlich kann es sich anhören, wenn andere dich überreden wollen, (mehr) Alkohol zu trinken. Warum fällt es vielen so schwer, diesem Druck zu widerstehen und „nein“ zu sagen? Und wie kannst du selbstbewusst Grenzen setzen, ohne eine „Spaßbremse“ zu sein? 

Alkohol trinken: Warum eigentlich?

Alkohol zu trinken, scheint zu vielen Anlässen ganz normal zu sein. Ob Party, Feierabenddrink oder Spieleabend: Die Flasche Bier oder das Glas Wein gehört für viele dazu – auch für Jugendliche und junge Erwachsene, wie eine aktuelle Statistik der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zeigt: In der Altersgruppe 18 bis 25 gaben 95,4 % der Befragten an, bereits Erfahrungen mit Alkohol gemacht zu haben, 32 % der Befragten trinken regelmäßig. Bei den 12- bis 17-Jährigen sind es 57,5 %, die schon mal Bier oder andere alkoholische Getränke konsumiert haben.

Gründe, aus denen Menschen Alkohol trinken, gibt es viele: 

  1. 1 Den Wunsch, positive Gefühle zu steigern oder hervorzurufen
  2. 2 Den Versuch, negative Gefühle und Erfahrungen zu verdrängen
  3. 3 Alkohol trinken als Gemeinschaftserlebnis (z. B. auf einer Party)
  4. 4 Der Wunsch, dazuzugehören, akzeptiert und gemocht zu werden

Dass Punkt 1 und 2 nicht funktionieren, ungesund sind und gefährlich werden können, lässt sich wissenschaftlich belegen. Bei Punkt 3 und 4 ist die Sache auf den ersten Blick nicht so eindeutig. 

Den meisten Menschen ist klar, dass Alkohol nicht harmlos ist und dass es viele gute Gründe gibt – gesundheitliche, psychische, sportliche, familiäre oder religiöse – auf das Trinken zu verzichten. Trotzdem kann es immer noch sein, dass du dich rechtfertigen musst, wenn du „Nein“ zu Alkohol sagst. Und wenn du damit auch noch allein in der Gruppe bist, fällt es natürlich besonders schwer, einen Drink abzulehnen. 

Alkohol: Freundschaft schlägt Peer Pressure

Die ersten Erfahrungen mit Alkohol machen die allermeisten Jugendlichen nicht allein, sondern gemeinsam mit Freund*innen. Und auch, wenn alle in deiner Clique eigentlich wissen, dass Alkohol kein reiner „Spaß“ ist: Habt ihr euch erst einmal daran gewöhnt, zu bestimmten Anlässen gemeinsam zu trinken, erscheint es seltsam, wenn jemand auf einmal nicht mehr mitmachen will. 

Und wenn vier deiner Freund*innen Lust haben, zu trinken, du aber nicht? Dann ist es nicht unwahrscheinlich, dass die anderen dich überreden wollen – und du dich vielleicht ausgeschlossen fühlst, wenn du trotzdem nicht mitmachst.  

Eine solche Situation ist eine Herausforderung. Echte Freundschaften werden aber daran nicht zerbrechen. Auch, wenn du vielleicht zuerst schräg angeschaut wirst, weil du mal keinen Alkohl trinken willst: Es ist immer wichtig, dass du selbst entscheidest, was du tust. Bleib bei deiner Meinung und lass dich zu nichts überreden.

Alkohol ablehnen? Gar nicht so einfach

Doch wie gelingt es dir, „nein“ zu sagen, ohne zu sehr anzuecken? Natürlich könnten wir dir jetzt solche Beispiel liefern: 

  • „Danke, ich setze ein paar Runden aus.“
  • „Lass mal, ich will morgen fit sein.“
  • „Sorry, ich hab‘ meinem Auto versprochen, es heil nach Hause zu bringen“
  • „Wer soll denn dann aufpassen, dass ihr betrunken keinen Mist baut?“
  • „Nee, ich will schon nicht wieder besoffen meine*n Ex anrufen“

Wenn es aber soweit ist, ist das Ganze dann doch nicht so leicht – sei es, weil dir kein guter Spruch einfällt oder weil du eigentlich doch lieber dazugehören möchtest, anstatt als „Spielverderber*in“ dazustehen.  

Sich so zu fühlen, ist kein Zeichen von Schwäche, sondern einfach nur menschlich. Trotzdem lohnt es sich, zu deinem „Nein“ zu stehen, auch wenn es dir anfangs vielleicht schwer fällt. So wissen deine Freund*innen auch, dass du ernst meinst, was du sagst. 

Echte Freund*innen werden deine Entscheidung früher oder später akzeptieren – und vielleicht sogar selbst bemerken, dass weniger manchmal mehr ist – so auch beim Alkohol. 

  • Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (2022): Zentrale Ergebnisse aus dem Alkoholsurvey 2021: Der Substanzkonsum Jugendlicher und junger Erwachsener in Deutschland, [online 
  • Sandra Biewers und Patrice Joachim (2016): Zum Alkoholkonsum Jugendlicher innerhalb der Peergruppe und im öffentlichen Raum – Ergebnisse einer empirischen Studie, [online]