Alkohol legt in deinem Körper einen weiten Weg zurück: Von den Verdauungsorganen gelangt er in die Blutbahn, wird von der Leber abgebaut und wirkt sich auch auf deine Hormone und Nerven aus. Was bedeutet das für die einzelnen Organe?
Magen, Darm und Bauchspeicheldrüse
Wenn du Alkohol trinkst, gelangt er über Mund und Speiseröhre bis in den Magen und schließlich in den Darm – wie Nahrung also. Das Problem: Da Alkohol ein Zellgift ist, kann er in deinen Verdauungsorganen einigen Schaden anrichten.
Häufiger und hoher Alkoholkonsum begünstigt beispielsweise Magenschleimhautentzündungen, Speiseröhren- und Magenkrebs. Auch Rachenkrebs ist eine mögliche Folge – besonders bei Raucher*innen.
Dein Darm nimmt lebensnotwendige Vitamine und Mineralien aus der Nahrung auf – Alkohol stört diesen wichtigen Prozess. Alkoholabhängige Menschen sind oftmals mangelernährt, weil sie meistens weder regelmäßig noch gesund essen. Alkohol enthält zwar viele Kalorien, aber nahrhaft oder gar gesund ist er nicht.
Deine Bauchspeicheldrüse (Pankreas) produziert Verdauungssäfte, die für die Zersetzung der Nahrung wichtig sind. Wenn du oft Alkohol trinkst, stört das diese wichtige Funktion und kann eine chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung auslösen.
Dann kannst du fettiges Essen und Alkohol schlechter vertragen und im schlimmsten Fall Kreislauf- oder Nierenversagen erleiden.
Herz- und Blutkreislauf
Egal, ob im Sommer oder Winter: Alkohol weitet die Blutgefäße. Wer bei heißem Wetter trinkt, kann deshalb Kreislaufprobleme und einen Hitzeschlag bekommen. Im Winter dagegen merkst du beim Glühweintrinken ein trügerisches Wärmegefühl, während dein Körper eigentlich gerade auskühlt.
Apropos Wein: Dass Rotwein gut für das Herz sein soll, ist ein Mythos, an dem nicht viel dran ist. Stattdessen führt regelmäßiger, erhöhter Alkoholkonsum zu Herzmuskelentzündungen und Herzrhythmusstörungen.
Wegen seiner Kaloriendichte kann Alkohol bei regelmäßigem Konsum Bluthochdruck auslösen. Damit geht oft auch ein „Bierbauch“ einher: dabei handelt es sich um am Oberbauch abgelagertes Fett, das auch Diabetes begünstigen kann.
Die Leber: Schwerstarbeit beim Alkoholabbau
Deine Leber leistet die Hauptarbeit beim Abbau von getrunkenem Alkohol. Über andere Organe wie die Lunge, die Haut oder die Nieren wird nur ein geringer Anteil des Zellgiftes ausgeschieden.
Wenn du oft und viel Alkohol trinkst, besteht die Gefahr, deine Leber massiv zu schädigen. Sie kann anschwellen und wird zu einer sogenannten Fettleber. Daraus entwickelt sich oft eine Leberzirrhose (Schrumpfleber), bei der sich das gesunde Gewebe der Leber verkleinert und diese daher nicht mehr richtig arbeiten kann. Auch Leberversagen und Leberkrebs sind mögliche Folgen.
Möchtest du wissen, wie es um deine Gesundheit und deine Leber steht? Das kannst du bei einem medizinischen Check-Up überprüfen lassen – dabei wird auch ein Blutbild erstellt, anhand dessen deine Leberwerte überprüft werden.
Hormone und Geschlechtsorgane
Alkohol senkt den Testosteronspiegel im Blut. Das ist nicht nur schlecht für den Muskelaufbau, sondern kann auch zu Impotenz führen. Regelmäßiger Alkoholkonsum reduziert außerdem die Spermienqualität. Der niedrigere Testosteronspiegel kann Männern sogar Brüste wachsen lassen.
Alkohol erhöht auch das Risiko für Brustkrebs – die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Bereits 10 Gramm reiner Alkohol täglich – also etwa ein Standardglas pro Tag – steigern das Risiko für „gutartige Veränderungen“ in der weiblichen Brust um etwa 15 Prozent.
Alkoholkonsum kann die Regelmäßigkeit des weiblichen Zyklus verändern und schlimmstenfalls die Fruchtbarkeit verringern. Auch die Dauer und Intensität der Periode kann sich ändern – Menstruationsschmerzen, spannende Brüste und andere PMS-Symptome inklusive.
Frauen, die zur Verhütung die Pille nehmen, sollten wissen, dass ihre Wirkung aussetzen kann, etwa wenn Alkoholkonsum Erbrechen oder Durchfall auslöst. Dann steigt die Wahrscheinlichkeit, trotz Pille schwanger zu werden.
Periphere Nerven und Rückenmark
Neben deinem zentralen Nervensystem – Gehirn und Rückenmark – hast du auch ein peripheres Nervensystem. Es verbindet Bereiche wie Augen, Nase, Ohren und Muskeln mit deinem Gehirn.
Alkoholabhängige Menschen erkranken häufig an Polyneuropathie. Diese Nervenkrankheit verursacht Schmerzen, ein unangenehmes Kribbeln und manchmal auch Krämpfe. Polyneuropathie sorgt auch für Gleichgewichtsstörungen, verschlechtert die Beinmotorik beim Gehen und die Feinmotorik der Hände.
Auch wenn du nicht abhängig bist, leiden deine Nerven nach jedem Alkoholrausch: Das beim Alkoholabbau entstehende Stoffwechselprodukt Acetaldehyd sorgt zusammen mit dem Flüssigkeitsverlust des Körpers für die klassischen Kopfschmerzen, die du bei einem „Kater“ hast.
Hinzu kommt: Der Vitaminmangel durch häufigen Alkoholkonsum schadet auch deinen Nerven, denn die sind auf eine ausreichende Zufuhr an B-Vitaminen angewiesen. Alkohol wird also zu recht als Nervengift bezeichnet.
- Deutsche Herzstiftung (o. J.): Vorhofflimmern: Bereits geringe Mengen Alkohol erhöhen das Risiko, [online]
- Kiesel, Holger (2020): Wie äußert sich Polyneuropathie?, in: BR.de [online]
- Krebsinformationsdienst (2017): Risikofaktoren für Brustkrebs, [online]
- Liu, Ying et al. (2012): Intakes of Alcohol and Folate During Adolescence and Risk of Proliferative Benign Breast Disease, in: Official Journal of the American Academy of Pediatrics [online]