Alkohol: Gut fürs Immunsystem?

Mythen rund um Alkohol gibt es viele, einige davon stützen sich sogar auf wissenschaftlichen Studien. Doch erstens reichen einzelne oder nur wenige Studien nicht aus, um eine Vermutung zu belegen – und zweitens lohnt es sich, bei besonders spektakulären Studienergebnissen ganz genau hinzuschauen.

Forscher der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg haben herausgefunden, dass Alkohol das Immunsystem günstig beeinflussen kann. Heißt das jetzt, dass Alkohol generell gesund ist? Die Antwort darauf ist ein klares „Nein“.

Eine unterstützende Wirkung entfaltet Alkohol nämlich nur in Bezug auf bestimmte Autoimmunkrankheiten. Vereinfacht gesagt sind das Krankheiten, bei denen das Immunsystem „aus Versehen“ natürliche Mikroorganismen im Körper wie Krankheitserreger behandelt und deshalb bekämpft.

Diese Erkenntnis ist interessant für Patient*innen mit Krankheiten wie Gelenkrheuma oder Multipler Sklerose. Geringe Mengen Alkohol können laut der Studie gegen Zellen helfen, die diese Krankheiten auslösen oder verstärken.

Du siehst schon: Hier handelt es sich um einen echten Spezialfall. Nur Patient*innen, die an bestimmten Autoimmunerkrankungen leiden, können von dem in der Studie entdeckten Effekt profitieren. Auf gesunde Immunsysteme und einige Autoimmunerkrankungen wie Schuppenflechte hat Alkohol aber sogar eine verschlechternde Wirkung.

Die Ergebnisse der Forschungsreihe bedeuten also nicht, dass es allgemein gesund ist, Alkohol zu trinken. Darauf weist auch der Leiter der Studie, Prof. Dr. Mario Zaiss, hin:

Die Studie der Uni Erlangen-Nürnberg zeigt: Es lohnt sich immer, bei Schlagzeilen wie „Ein Glas Rotwein pro Tag ist gesund“ oder „Alkohol stärkt das Immunsystem“ genau hinzuschauen.

Denn oft verbergen sich unter den Studienergebnissen Fakten, die solche pauschalen Aussagen entweder deutlich einschränken oder sogar ganz widerlegen.