Mental Health

Alkohol und Depressionen

Fühlst du dich traurig, niedergeschlagen oder depressiv? Hier findest du Hilfe. Alkohol als Seelentröster macht alles nur schlimmer.

Sich manchmal traurig oder schlecht zu fühlen, ist ganz normal. Wenn dieser Zustand aber über längere Zeit anhält oder sich verschlimmert, kann das eine Depression oder eine depressive Episode sein. Eine saisonal bedingte depressive Episode, umgangssprachlich Winterblues, kann vor allem in den dunklen Monaten auftreten.

Auch Jugendliche sind betroffen

Die Stiftung Deutsche Depressionshilfe geht davon aus, dass zwischen 3 und 10 Prozent der Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren an einer Depression erkrankt sind. Bei den 18-25-Jährigen waren es 2018 rund 7,6 Prozent – erheblich mehr als noch zehn Jahren zuvor.

Durch die Corona-Pandemie berichten immer mehr Jugendliche über Symptome von Depressionen: Vorher waren es ca. zehn Prozent der 16-19-Jährigen, nach dem ersten Lockdown ungefähr 25 Prozent.

Was genau ist eine Depression?

Eine Depression oder eine depressive Episode ist eine psychische Krankheit, die sich durch eine dauerhafte oder wiederkehrende gedrückte Stimmung äußert. 

„Die Depression ist ein Oberbegriff für Störungen der Gemütslage, deren Hauptsymptome Traurigkeit, Niedergeschlagenheit, Interessenverlust sowie Energie- und Antriebslosigkeit sind. Sie können als eigenständige Störung auftreten oder als Folge von anderen schweren Grunderkrankungen oder Belastungen”

Definition des Robert-Koch-Instituts

Oft verlieren Betroffene den Spaß an ihren Hobbys und haben das Gefühl, keine positiven Emotionen mehr empfinden zu können. Sie unternehmen weniger und kommen schwerer oder gar nicht aus dem Bett. In der Schule, der Uni oder im Job können sie sich schlecht motivieren und konzentrieren.

Viele Menschen mit Depressionen machen sich – gerade wegen dieser ungewollten Veränderungen – selbst Vorwürfe. Sie leiden unter Schlaf- und Ruhelosigkeit und verlieren sich in grübelnden Gedanken. Bei manchen Menschen ist auch aggressives Verhalten ein Symptom.

BZgA-Infotelefon

Suchst du Unterstützung und möchtest mit jemandem über Alkoholkonsum reden? Beim BZgA-Infotelefon zur Suchtvorbeugung kannst du mit Expert*innen sprechen – auch anonym.

Telefonnummer: (02 21) 89 20 31
Preis: Preis deines Telefonanbieters für Gespräche in das deutsche Festnetz

Montag bis Donnerstag: von 10 bis 22 Uhr
Freitag bis Sonntag: 10 bis 18 Uhr

Wie wirkt Alkohol bei Depressionen?

Die sogenannten „Glückshormone“ Serotonin und Dopamin sind wichtige Hirnbotenstoffe (Neurotransmitter), die unter anderem dein Wohlbefinden verstärken. Von Depressionen Betroffene haben oft eine zu geringe Serotoninausschüttung und fühlen sich deshalb traurig oder antriebslos.

Alkohol kann die Ausschüttung dieser Glückshormone ankurbeln, weshalb sich viele nach dem ersten alkoholischen Getränk zuerst entspannt oder euphorisch fühlen. Dieses Gefühl ist jedoch kein Dauerzustand. Wer versucht, es zu einem zu machen, kann in eine Alkoholabhängigkeit rutschen und Depressionen im schlimmsten Fall noch verstärken.

Depressiv wegen Alkohol?

Auch andersherum kann ein Teufelskreis entstehen: Wer oft trinkt, ständig verkatert ist und deshalb die Schule, Freundschaften und seine Hobbys vernachlässigt, kann unter Umständen eine Depression oder depressive Episode entwickeln. Leistungsdruck in der Schule, Stress im Alltag und eine Veranlagung zu depressiven Verstimmungen können diese Entwicklung begünstigen.

Durch regelmäßigen Alkoholkonsum wird das Gehirn ständig mit Serotonin und Dopamin überflutet. Das Gehirn passt sich an diese Situation an, reagiert auf diese Stoffe weniger empfindlich und senkt die Menge der körpereigenen Botenstoffe.

Wenn regelmäßig Trinkende ihren Alkoholkonsum dann einstellen, sind zu wenig Botenstoffe im Gehirn, um für ein gutes Gefühl sorgen zu können. So kann eine chronische Depression entstehen.

Beratungsstelle finden

Möchtest du mit jemandem vor Ort sprechen? Über den Beratungsstellenfinder der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen findest du speziell geschulte Ansprechpartner*innen in deiner Nähe.

Wo bekomme ich Hilfe bei Depressionen?

Je früher du dir Hilfe holst, desto besser. Ausweglos erscheinende Situationen lassen sich durch passende Hilfsangebote meist verändern und du wirst sehen, dass du mit deinen Problemen nicht alleine bist. Auch Sportler*innen und Hollywoodstars entwickeln durch Stress und Leistungsdruck oft Probleme und suchen sich professionelle Hilfe.

Wenn es dir mental nicht gut geht, vereinbare einen Sprechstundentermin bei deiner Hausarztpraxis oder einer psychotherapeutischen Praxis, um über deine Gedanken und Symptome zu sprechen. Im Falle einer aktuen Krise oder falls du nicht in eine Praxis gehen willst, wende dich jederzeit an eines dieser Angebote:

  • Fergusson, David M., Joseph M. Boden und John Horwood (2009): Tests of Causal Links Between Alcohol Abuse or Dependence and Major Depression, in: Archives of General Psychiatry, Jg. 66(3), S. 260–266 [online]
  • Grobe, Thomas G., Susanne Steinmann und Joachim Szecsenyi (2018): Arztreport 2018. Schriftenreihe zur Gesundheitsanalyse. Band 7, in: Barmer.de [PDF] [online]
  • Stiftung Deutsche Depressionshilfe (k. A.): Depression im Kindes- und Jugendalter, in: Stiftung Deutsche Depressionshilfe [online]
  • Tagesschau (28.07.2021): Mehr Jugendliche mit depressiven Symptomen, in: tagesschau.de [online]