Endgegner Alkohol: Fußballprofis im Abseits

George Best und Paul Gascoigne zählen zu den erfolgreichsten Fußballprofis des vergangenen Jahrhunderts. Doch beide waren bereits während ihrer aktiven Zeit als Fußballer alkoholabhängig. Auch heute versuchen Fußballspieler*innen, ihre Probleme mit Alkohol zu bekämpfen. Die meisten Betroffenen verheimlichen ihre Abhängigkeit – einige sprechen aber offen darüber.  

Einer, der das gewagt hat, ist der ehemalige Bundesligaspieler Timm Klose. Der Schweizer spielte bis 2016 in der deutschen Bundesliga und wechselte dann in die Premier League zu Norwich City. Anlässlich des World Mental Health Days 2019 teilte der 32-Jährige seine persönliche Geschichte:   

Mit 13 fängt Klose an, Alkohol zu trinken, sogar in der Schule. Die Konsequenz: Dreimaliger Schulverweis. Einen Plan für sein Leben hat er damals nicht. Erst nach einem entscheidenden Erlebnis wendet sich sein Leben: „Eines Nachts hatte ich fast eine Herzattacke. Ich wachte auf einer Parkbank in der Nähe eines Sees auf und hatte keine Ahnung, wo ich war.“ Sein Entschluss:  

Klose kämpft sich durch und wechselt nach einigen Jahren Spielzeit beim FC Thun mit 23 Jahren zum 1. FC Nürnberg. Der Druck und die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit setzen ihm jedoch zu. Wieder fällt er in ein Loch und spielt bis in die Morgenstunden Videospiele, um sich abzulenken. Aus Angst, Schwäche zu zeigen, will er nicht über seine Probleme sprechen. Einen Ausweg findet er erst, als er sich dann doch professionelle Hilfe holt. Heute sagt er: 

Mehrere Studien des Dachverbands der Fußballspieler*innengewerkschaften FIFPro zeigen, dass Alkohol im Profifußball ein sehr ernstes Problem ist. Demnach gaben zwischen 9 und 19 Prozent der aktiven Spieler und 25 - 32 Prozent der ehemaligen Spieler (befragt wurden in den Studien ausschließlich männliche Athleten) an, mit Alkoholproblemen zu kämpfen.  

Doch wieso? Die Gründe dafür sind laut den Studien oft die persönlichen Lebensumstände oder Versagensängste bezüglich der eigenen Karriere. Spielausfälle durch Verletzungen sind ebenfalls mögliche Auslöser. Zusätzlich stehen die Profis unter dem großem Druck der Öffentlichkeit und der sozialen Medien.  

Auch der Ex-Bundesligaspieler Uli Borowka führte 16 Jahre lang ein Doppelleben: Er war zeitgleich Fußballprofi und Alkoholiker. Da die Leistungen auf dem Platz stimmten, wurde der Rest einfach verschwiegen. Heute hat Borowka den Ausweg geschafft, gründete einen Verein für Suchtprävention und bietet damit eine zusätzliche Anlaufstelle für Betroffene.  

Die Kombination „Alkohol und Sport“ ist extrem ungesund. Borowkas und Kloses Erfahrungen zeigen, wie nah Hochleistungssport und Alkoholprobleme dennoch beieinander liegen können. Ihre Geschichten machen deutlich, dass solche Probleme jede*n treffen können und sie keine Tabuthemen mehr sein dürfen – egal, ob im Sport, im Arbeits- oder im Privatleben.