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Milliardengeschäft Alkohol

Alkohol ist super – allerdings nicht für die, die ihn trinken. Dafür aber ganz besonders für alle, die mit dem Alkoholverkauf viel Geld verdienen.

Alkohol begegnet dir im Alltag ständig – auch dann, wenn du ihn nicht selbst trinkst: zum Beispiel in den Supermarktregalen und an der Tankstelle, auf Volksfesten und Musikfestivals. Aber auch in Filmen, Songs und Musikvideos, auf Fußballtrikots, Rennwagen, in den Instagram-Feeds von Influencer*innen und auf Werbeplakaten in der Stadt. Warum ist das so?

Alkohol: Ein Milliarden-Geschäft

Beim Thema Alkohol geht es nicht nur um das Trinken, deine Gesundheit und die Probleme, die Alkohol verursachen kann. Es geht auch um jede Menge Geld. Wie viel genau, verrät die Statistik: 2019 wurden in Deutschland fast 25 Milliarden Euro für Alkohol ausgegeben. 

In anderen Worten: Rein rechnerisch hat in Deutschland jede*r die bzw. der älter als 16 Jahre ist, im vergangenen Jahr ca. 350 Euro für Bier, Wein und Co. geblecht. Das Ganze ist also ein Riesengeschäft.

Alkohol braucht kaum Werbung

Dabei wird in Deutschland vergleichsweise wenig für direkte Alkoholwerbung ausgegeben: Etwas mehr als 600 Millionen Euro waren es 2018. Das Verrückte: Alkohol verkauft sich auch ohne viel Werbung prächtig, und das ist nicht mal besonders überraschend.

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Jede*r weiß, welchen Drink James Bond am liebsten geschüttelt statt gerührt trinkt. Künstler*innen wie Jay-Z verdienen mittlerweile mehr Geld mit dem eigenen Wodka oder Cognac als mit ihrer Musik – auch weil sie ihre Musik (mal mehr, mal weniger offensiv) als Plattform nutzen, um die Marken anzupreisen.

Aber auch ganz ohne offene oder versteckte Werbung würde sich Alkohol prächtig verkaufen. Das Glas Sekt an Silvester, das Bier im Biergarten oder die Longdrinks auf der Party gehören für viele ganz selbstverständlich dazu. Wer nur wenig oder nichts trinkt, wird oft schief angeschaut und bekommt das Gefühl, sich rechtfertigen zu müssen.

 

Die schöngetrunkene Studienlage

Hinzu kommt noch, dass sich über Jahrzehnte Fehlinformationen über die Wirkung von Alkohol fest im Bewusstsein vieler Menschen eingegraben haben. Der Klassiker: Alkohol und insbesondere Wein in Maßen soll angeblich gut für das Herz und das Immunsystem sein, wenn man zahlreichen Studien glaubt.

Nur: Dabei handelt es sich meist um Studien, die von der Alkoholindustrie finanziert wurden – und wer genauer liest, erkennt, dass die Ergebnisse Aussagen wie „Alkohol kann gut für die Gesundheit sein“ gar nicht hergeben.

Schöner Schein als Verkaufsschlager

Gut gelaunte, gutaussehende, glückliche Menschen, schönes Wetter, Karibik-Flair. Es geht bei Alkoholwerbung eigentlich nie um den Alkohol selbst: Im Vordergrund stehen Glück und ein tolles Lebensgefühl.

Dass man eher das Gegenteil erreicht, wenn man trinkt, wird nirgends erwähnt. Klar, denn mit Kater, Krankheiten und Suchtproblemen gewinnt man keine Kund*innen.

 

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Und die Präventionsarbeit, mit der sich die Alkoholindustrie gern schmückt? Solange die Hersteller mit dem eigenen Namen in Erscheinung treten, ist das wirksame Werbung in Eigensache.

Eine Kampagne gegen Alkoholmissbrauch im Straßenverkehr, ein „Drink responsibly“ am Ende eines Werbespots oder Werbung für isotonische alkoholfreie Biere im Vorprogramm von Sportveranstaltungen? Das ist vielleicht gut gemeint, am Ende bleibt Alkohol aber ein Zellgift, das deiner Gesundheit schadet.

Der Preis des Profits

Natürlich sind nicht nur geschicktes Marketing und Gruppendruck daran schuld, dass sich Alkohol so gut verkauft. Denn alkoholische Getränke sind in Deutschland nicht besonders teuer und die gesetzlichen Vorgaben sind im Vergleich zu anderen Ländern weniger streng: Längst nicht überall darf man wie hier schon mit 16 Jahren Bier oder Wein kaufen. Dabei ist Alkoholkonsum in jungen Jahren besonders schädlich für die Gesundheit kann und z. B. die Entwicklung deines Gehirns negativ beeinflussen.

Die wirtschaftlichen Interessen von Alkohol-Herstellern passen nicht unbedingt dazu, was gut für deine Gesundheit ist. Auch deshalb ist für dich wichtig, deine eigenen, unabhängigen Entscheidungen in puncto Alkohol zu treffen.

 Zu trinken, „weil alle es tun“, weil berühmte Instagrammer*innen sich in der neusten Story einen „superleckeren Cocktail“ mixen oder um sich zu „fühlen wie James Bond“? Kann man machen. Es lohnt sich aber, zu hinterfragen, ob das wirklich alles so toll ist, wie es oft dargestellt wird – so, wie es mittlerweile auch immer mehr Künstler*innen und Sportler*innen tun.

 

  • Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen: Daten/Fakten: Alkohol (o. J.), [online]
  • Statista (2020): Konsumausgaben in Deutschland für alkoholische Getränke bis 2019, [online]
  • Statistisches Bundesamt (2020): Bevölkerung: Deutschland, Stichtag, Altersjahre, [online]
  • Bundesministerium für Gesundheit (o. J.): Glossar: Alkohol, [online]
  • CORRECTIV – Recherchen für die Gesellschaft gemeinnützige GmbH (2018): Wie die Alkoholindustrie uns dazu bringt, immer weiter zu trinken, [online]