Heutzutage ist Alkohol (fast) in aller Munde – im wahrsten Sinne des Wortes. Das war aber nicht immer so. Die Bedeutung alkoholhaltiger Getränke hat sich über die Jahrtausende immer wieder verändert, wie ein Blick in die Vergangenheit zeigt.
Was bedeutet das Wort "Alkohol"?
In der arabischen Alchemie benutzte man das Wort „al-kuhl“, um ein „feines Pulver“ zu beschreiben, das aus dem Mineral Antimon gewonnen wurde. Das Pulver wurde durch Sublimierung erzeugt und als der „Spirit“ (Geist) dieses Minerals angesehen.
Diese Wortdeutung setzte sich letztlich für alle Erzeugnisse, die durch Sublimierung oder Destillation hergestellt wurden, durch – daher entsammt auch das Wort „Spirit“-uosen. Erst später wurde der Begriff „al-kuhl“ zu „Alkohol“ und nur noch für trinkbaren Alkohol verwendet.
Vor 13.000 Jahren: Die Entdeckung des Alkohols
In einer Höhle nahe der israelischen Hafenstadt Haifa wurden aber die ältesten Hinweise auf eine Produktionsstätte für Alkohol entdeckt. Um die 13.000 Jahre soll sie alt sein. Die Wissenschaftler*innen stießen dort auf Spuren von gegorenem Getreide – möglicherweise wurde dort ein Bier-ähnliches Getränk hergestellt.
Vor 8.000 Jahren: Bier und Wein
Andere Hinweise auf das allererste Bier gehen mehr als 8.000 Jahre zurück. Die Babylonier gewannen das alkoholische Getränk aus gegorenen Wildgräser-Körnern. Richtige Beweise wurden jedoch erst in den Schriften der Sumerer und Ägypter gefunden.
Ebenfalls vor ca. 8.000 Jahren wurden schon in Mesopotamien, heute das Gebiet um Irak und Syrien, überreife Trauben gepresst, um daraus Alkohol zu gewinnen – den ersten Wein.
793 bis 1066 n. Chr.: Der Met
Das wohl bekannteste Getränk der Wikinger war der Met, ein Honigwein. In der nordischen Mythologie ist Met das Getränk der Götter. Die Wikinger tranken es bei Festen als eine Art Opfergabe.
Doch der Met war gar nicht das beliebteste Getränk der Wikinger, obwohl das oft behauptet wird. Auch bei ihnen galt Bier als Standardgetränk, denn es war günstiger als Wein und haltbarer als Wasser.
Vor 1.300 Jahren: Destillation
Es wird vermutet, dass arabische Alchemisten die Destillation um 700 n. Chr. erfanden, zunächst aber nur für medizinische Zwecke benutzten. 400 Jahre später kam die Methode nach Europa. In der italienischen Medizinschule Salermo gelang es Gelehrten, Wein zu destillieren und so Schnaps zu erzeugen.
Diesen Alkohol nannten die Italiener „aqua ardens“ – brennendes Wasser. Es ist aber auch möglich, dass das Destillationsverfahren schon in der Antike bekannt war.
6. bis 15. Jahrhundert: Mittelalter
Bier wurde vor allem im Mitterlalter im Alltag getrunken, da es vielen Menschen leichter zugänglich war als sauberes Wasser. Da für das Brauen von Bier damals statt Hopfen eher Gerste und Roggen verwendet wurden, war der Alkoholgehalt des Bieres zunächst deutlich niedriger.
Im 14. und 15. Jahrhundert verbreitete sich hochprozentiger Alkohol immer mehr unter den Bürger*innen. Vor allem zu Zeiten der Pest glaubten viele, er würde gegen die Krankheit helfen oder Schmerzen erträglicher machen.
Nach dem Ende der Pest (etwa um das Jahr 1353) herrschte ein wirtschaftlicher Aufschwung in Europa und der Konsum von Spirituosen stieg noch mehr an.
1516: Deutsches Reinheitsgebot
Vor über 500 Jahren war das deutsche Bier noch lange nicht so genießbar wie heute. Alles mögliche fand seinen Weg ins Bier – Eier, Pech, Pilze, tödliche Pflanzen.
Um ihre Bürger zu schützen, riefen die bayerischen Herzöge im Jahre 1516 das Reinheitsgebot aus. Es besagt, dass Bier ausschließlich aus Gersten, Hopfen, Wasser und (später) Hefe hergestellt werden darf.
Auch heute wird Bier in Deutschland noch nach dem Reinheitsgebot gebraut und ist sogar von der EU als traditionelles Lebensmittel geschützt.
19. Jahrhundert: Alkoholabhängigkeit als Krankheit
Anfang des 19. Jahrhunderts erkannten die Mediziner Thomas Trotter und Benjamin Rush die Nachteile von Alkohol für die Gesundheit. Sie veröffentlichten Arbeiten darüber, wie Alkohol bestimmte Organe dauerhaft schädigt.
Der schwedische Arzt Magnus Huss definierte Alkoholabhängigkeit 1849 dann als Krankheit. 1952 tat das auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO), 1968 dann auch das Bundessozialgericht: Seitdem können sich Betroffene in Deutschland für eine Entziehungskur in Behandlung begeben.
1952: Das deutsche Jugendschutzgesetz
Die erste Fassung des Jugendschutzgesetzes (JuSchG) trat am 06. Januar 1952 in Kraft. Im JuSchG ist auch der Verkauf und Verzehr von alkoholischen Getränken und Tabakwaren an bzw. von Jugendlichen geregelt.
Es legt fest, ab welchem Alter und unter welchen Umständen du Alkohol trinken darfst. Die aktuelle Fassung des Gesetzes stammt aus dem Jahr 2002, zuletzt angepasst wurde das JuSchG im Oktober 2020.
Die Gegenwart: Licht und Schatten
Seit Beginn der Corona-Pandemie Anfang 2020 hat sich das Leben vieler Menschen stark verändert – das gilt auch in Bezug auf das Trinken von Alkohol
Einige Menschen trinken viel weniger, andere mehr. Letztere häufig aus Angst oder Langeweile. Bei Erwachsenen ist ein einheitlicher Trend aber nicht deutlich zu erkennen.In Bezug auf Jugendliche zeigt eine forsa-Umfrage, dass mehr als 10% der Jugendlichen und jungen Erwachsenen mehr Alkohol als zuvor trinken – aus denselben Gründen.
Positiv ist aber, dass in den letzten Jahren (die Zahlen stammen aus der Zeit vor Beginn der Corona-Pandemie) immer weniger junge Menschen mit Alkoholvergiftung ins Kankenhaus kommen.
- Arto Ruuska (2012): Consequences and behaviour problematised: The establishment of alcohol misuse as an object of empirical inquiry in late 18th- and early 19th-century European medicine (PDF), [online]
- Bundesministerium für Bildung und Forschung (2016): Schluss mit Eiern, Ruß und Kreide: 500 Jahre Reinheitsgebot, [online]
- Daniel Deckers (2017): Wein: Geschichte und Genuss, [online]
- Journal of Archaeological Science (2018): Fermented beverage and food storage in 13,000 y-old stone mortars at Raqefet Cave, Israel: Investigating Natufian ritual feasting, [online]
- Matthias Ennenbach (2006): Identifikation von pathogenem Alkoholkonsum im betrieblichen Kontext einer Rehabilitationsklinik (PDF), [online]
- Michael Schabdach (2009): Drogenkonsum und soziale Kontrolle im Mittelalter und früher Neuzeit (PDF), [online]
- MTA-Dialog (2019): Eine kurze Geschichte des Alkohols, [online]
- Norbert Kockmann (2014): History of Distillation, [online]
- PKV (2021): Prävention: Weniger Jugendliche mit Alkoholvergiftungen im Krankenhaus, [online]
- Sasa Mitevski (2012): Alkoholkonsum. Ein Vergleich zwischen der griechisch-römischen Antike und dem deutschsprachigen Raum im 19. und frühen 20. Jahrhundert (PDF), [online]
- Sucht Schweiz (2011): Alkohol in unserer Gesellschaft – früher und heute, [online]